Kapitel 4: Simopreudosomalalalin-Links
Da ja heute wieder Dienstag ist, gibts wie immer total pünktlich den neuesten Rotz aus gilous Gehirnwindungen, in Form eines neuen Kapitels zu diesem einzigartigen "WG-Sensations-Roman".
Gildas Gerdes und die böse Blume
Kapitel 4: Simopreudosomalalalin-Links
Gildas stand immer noch ein wenig neben sich, als er die Treppen in den dritten Stock zu seinem Arbeitsplatz hinauf stieg. Die "Guten Morgen"-Grüße seiner Arbeitsgenossen nahm er kaum war und wenn doch, dann war es nur ein unverständliches Gebrabbel, welches sich aus seinen konfusen Gedanken empor kämpfte. Denn Gildas war nach wie vor sehr verwirrt, ob des Geschehenen und immer noch nicht ganz sicher, ob er sich nicht vielleicht doch in einem seiner luziden Träume befand. Aber spätestens der Anblick seines chaotischen Arbeitsplatzes machte ihm deutlich, daß dies in der Tat die unangenehme Realität war, denn nie im Leben hätte Gildas von seinem einschläfernd eintönigen Job geträumt.
Unser Held malochte für ein Unternehmen, das allerlei Bedarf für Kinos herstellte, wie alte Hüte, kalten Kaffee oder eben karamelisiertes Popcorn, welches von zahlungswütiger Kundschaft en masse konsumiert wurde. Sein Chef hatte da eine wahre Marktlücke entdeckt, denn nun konnten sich die Lichtspielhäuser ihren Bedarf an Unterhaltung einfach frei Haus liefern lassen, anstatt alles selber vorzubraten.
Gildas arbeitete nun schon seit beinahe fünf Jahren für dieses Unternehmen und mittlerweile konnte er trotz seines Erfolges in dem Betrieb, nicht sagen, daß ihn die Arbeit vollends ausfüllte. Seit einigen Monaten schon, wurde eine kleine Stimme in der hintersten Ecke seines sonst reinen Gewissens, immer lauter, mit der Verkündung, daß dies doch noch nicht der ganze Lebensinhalt sein konnte.
Die Momente in denen Gildas einfach nur so da saß und über die süßen Früchte nachdachte, die ihm das Leben noch offenbaren mochte und von denen er noch nicht gekostet hatte, wurden immer häufiger und manchmal ertappte er sich dabei wie er, wohl stundenlang, sinnentleert sabbernd auf die Raufasertapete seiner Bürowand glotzte.
Gildas war Spezialist für olle Kamellen und seine heutige Aufgabe bestand darin, ein Paket für das Cinemaxx am Raschplatz fertig zu machen, das diese Woche einen Retroabend veranstalten wollte.
Während Gildas gerade dabei war ein paar Vukohila-Perücken und Brusthaarimplantate aus dem Lager zu holen, schossen ihm noch mal Dr. Dopes letzte Worte durch den Kopf: "Auf wiedersehen" hatte er gesagt. Einfach nur so? Oder steckte vielleicht noch mehr dahinter? Vielleicht ein Anagramm? Er hatte darüber einiges in einem von Dan Browns Spekulationsromanen gelesen.
Gildas versuchte die Buchstaben von Dr. Dopes letzten Worten in Gedanken neu zu Ordnen, um ihnen einen neuen Sinn zu geben. Gedankenverloren griff er sich ein paar Lockenköpfe und machte sich wieder auf den Weg zurück zu seinem Schreibtisch. Dann traf es ihn wie ein Schlag ins Gesicht! Aber natürlich! Wieso hatte er es nicht gleich erkannt?!
Fünf Minuten und einen ins Sinnlose driftenden Plot später, war Gildas dabei dem Paket für das Cinemaxx noch den letzten Schliff zu geben. Er zog die unterste Schublade seiner Klischeekiste auf, kramte noch ein paar schlechte Scherze hervor und als "Finale Grande" fügte er noch seine obligatorischen ollen Kamellen hinzu, die er sauber zusammengefaltet im einem Aktenschrank, zwischen Schnulz und Kitsch liegend fand.
'Das wird der Kunde mir schon abkaufen', dachte Gildas leicht resignierend, als er das Päckchen mit ein paar losen Handlungsfäden zusammenband, die er noch irgendwo aus Resten eines gescheiterten Drehbuchversuches herauskramte.
Als Gildas sich seine abgefuckte Kunstlederjacke überwarf, um sich mit dem Paket unterm Arm auf den Weg zum Raschplatz zu machen, spürte er die Beule in seiner Jackentasche. Noch einmal zog er das seltsame Medikament namens 'Simopreudosomalalalin-Links' hervor und überlegte eine Weile.
Nun, es konnte ja nicht schaden einfach mal eine von diesen Wunderpillen einzuschmeißen, zumal Gildas sein Knie in diesem Moment wieder fluchen spürte. Also öffnete er das Pappschächtelchen und zog ein kleines Plastikdöschen und eine siebenundvierzigfach gefaltete Betriebsanleitung hervor.
Ob seiner langjährigen Erfahrung mit Medikamenten, war Gildas vorsichtig geworden und entblätterte erst einmal das ausführliche Beipackblatt. Zunächst musste er stutzen, als er erkannte, daß der Zettel handschriftlich verfasst war. Die schwarzen Tintenlinien war fein und verschlungen und wiesen eine Sauberkeit auf, wie sie Gildas vielleicht von alten Pergamentrollen aus dem Mittelalter her kannte, als die Menschen es noch verstanden eine saubere Handschrift zu vollbringen.
Er fing an zu lesen:
"Lieber Gildas,
zunächst möchte ich mich einmal vorstellen, da Du in Begriff bist mich das erste Mal einzunehmen und daher noch nicht mit mir vertraut bist. Mein Name ist Simopreudosomalalalin-Links, aber Du darfst mich, wenn gerade kein Arzt zugegen ist, ruhig einfach Lala-Links nennen.
Da wir uns ja nun kennen, möchte ich Dir, bevor es ernst wird, erst einmal danken, daß Du Dich für mich entschieden hast, wenn es um die Bekämpfung von Fluchschmerzen des linken Knies geht. Meine Kollegen mögen zwar in schmuckeren Verpackungen daherkommen, sind aber allesamt Quacksalber und Scharlatane erster Güte! Daher würde ich Dich bitten, die Nebenwirkungen einfach zu überlesen und mich direkt einzuschmeißen.
Nun zu meinen Anwendungshinweisen:
Zu jeder Malzeit wird eine meiner Pastillen mit einem Glas lauwarmer Flüssigkeit eingenommen. Ich mag aber kein Rotkohl! Sollte also irgendetwas rotkohlartiges auf den Tisch kommen, empfehle ich Dir, mich eine halbe Stunde vorher einzunehmen, damit ich ein wenig Vorsprung hab und richtig wirken kann. Rotkohl, igitt!
Was ist bei einer Schwangerschaft zu beachten:
Solltest Du gerade schwanger sein, was ich, ob Deines Geschlechts, nicht hoffen will, musst Du die doppelte Menge, also tatsächlich zwei Kapseln, einnehmen, damit der Knirps auch noch was von den Nebenwirkungen hat.
Was ist bei Vollmond zu beachten:
Es ist essentiell für mich, daß bei Vollmond die doppelte Menge, also in der Tat zwei Kapseln, eingenommen werden, da ich den Mond sehr gern hab.
Nebenwirkungen:
Hin und wieder kann es zu spontaner Euphorie und Unbesiegbarkeitsgefühlen kommen, weshalb, während der Einnahme, von dem aktiven Befahren verkehrsreicher Autobahnen abgeraten wird.
Ab und zu kann die Einnahme zu akuten Erektionsstörungen führen, weswegen, während des Behandlungszeitraumes, von Puffbesuchen abgeraten wird (vor allem, um peinlichen Situationen vorzubeugen).
Von Zeit zu Zeit können die Pastillen zur plötzlichen Vereinsamung führen, da der Gestank, welcher kurz nach Einnahme des Medikamentes, durch gewisse Drüsen abgesondert wird, für einige Mitmenschen unerträglich ist.
Ach ja und da wären noch ein paar Fälle von jäher Schizzophrenie und paranoider Paranoier.
Falls Du, lieber Gildas, eine von diesen Nebenwirkungen an Dir feststellen solltest, dann beschwer Dich bitte nicht, denn ich hab Dich ja vorher gewarnt.
Aber unter uns: Wie oft kommt sowas schon vor?
Los schluck mich schon!
Mit besten Grüßen,
Dein Lala-Links
Leicht irritiert legte Gildas Lalas Beipackzettel zur Seite und schraubte den Deckel des Pastillendöschens auf. Ein kleines Häufchen rosaroter Kügelchen lag da drin, eine unschuldige Bedrohung ausstrahlend. Gildas fragte sich, was sich Dr. Dope dabei gedacht haben könnte ihm solch teuflische Tabletten mitzugeben. Auf der anderen Seite jedoch: Wie ernst konnte er diese handschriftliche Betriebsanleitung denn nehmen? War es vielleicht einer von Dr. Dopes schlechten Scherzen? Wenn ja, könnte er den ja gleich mit zu seinem Paket ans Cinemaxx dazupacken, dachte sich Gildas und musste dabei ein wenig in sich hineingrinsen.
Unser Pantoffelheld entschloss sich dazu, erst einmal die Finger von diesem obskuren Medikament zu lassen. Auch wenn ihm der Gedanke nicht behagte, diese Schmerzen noch eine geraume Weile weiter tragen zu müssen, so war doch alleine die kleinste Chance, daß eine dieser Nebenwirkungen eintrat, um einiges furchteinflößender.
Entschlossen steckte Gildas Lala-Links wieder in seine Jackentasche, packte sich das Paket und machte sich auf zum Kino. Auf in den Kampf um schlechten Geschmack.