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Donnerstag, August 31, 2006

Kapitel 4: Simopreudosomalalalin-Links



Da ja heute wieder Dienstag ist, gibts wie immer total pünktlich den neuesten Rotz aus gilous Gehirnwindungen, in Form eines neuen Kapitels zu diesem einzigartigen "WG-Sensations-Roman".




Gildas Gerdes und die böse Blume



Kapitel 4: Simopreudosomalalalin-Links


Gildas stand immer noch ein wenig neben sich, als er die Treppen in den dritten Stock zu seinem Arbeitsplatz hinauf stieg. Die "Guten Morgen"-Grüße seiner Arbeitsgenossen nahm er kaum war und wenn doch, dann war es nur ein unverständliches Gebrabbel, welches sich aus seinen konfusen Gedanken empor kämpfte. Denn Gildas war nach wie vor sehr verwirrt, ob des Geschehenen und immer noch nicht ganz sicher, ob er sich nicht vielleicht doch in einem seiner luziden Träume befand. Aber spätestens der Anblick seines chaotischen Arbeitsplatzes machte ihm deutlich, daß dies in der Tat die unangenehme Realität war, denn nie im Leben hätte Gildas von seinem einschläfernd eintönigen Job geträumt.
Unser Held malochte für ein Unternehmen, das allerlei Bedarf für Kinos herstellte, wie alte Hüte, kalten Kaffee oder eben karamelisiertes Popcorn, welches von zahlungswütiger Kundschaft en masse konsumiert wurde. Sein Chef hatte da eine wahre Marktlücke entdeckt, denn nun konnten sich die Lichtspielhäuser ihren Bedarf an Unterhaltung einfach frei Haus liefern lassen, anstatt alles selber vorzubraten.
Gildas arbeitete nun schon seit beinahe fünf Jahren für dieses Unternehmen und mittlerweile konnte er trotz seines Erfolges in dem Betrieb, nicht sagen, daß ihn die Arbeit vollends ausfüllte. Seit einigen Monaten schon, wurde eine kleine Stimme in der hintersten Ecke seines sonst reinen Gewissens, immer lauter, mit der Verkündung, daß dies doch noch nicht der ganze Lebensinhalt sein konnte.
Die Momente in denen Gildas einfach nur so da saß und über die süßen Früchte nachdachte, die ihm das Leben noch offenbaren mochte und von denen er noch nicht gekostet hatte, wurden immer häufiger und manchmal ertappte er sich dabei wie er, wohl stundenlang, sinnentleert sabbernd auf die Raufasertapete seiner Bürowand glotzte.
Gildas war Spezialist für olle Kamellen und seine heutige Aufgabe bestand darin, ein Paket für das Cinemaxx am Raschplatz fertig zu machen, das diese Woche einen Retroabend veranstalten wollte.
Während Gildas gerade dabei war ein paar Vukohila-Perücken und Brusthaarimplantate aus dem Lager zu holen, schossen ihm noch mal Dr. Dopes letzte Worte durch den Kopf: "Auf wiedersehen" hatte er gesagt. Einfach nur so? Oder steckte vielleicht noch mehr dahinter? Vielleicht ein Anagramm? Er hatte darüber einiges in einem von Dan Browns Spekulationsromanen gelesen.
Gildas versuchte die Buchstaben von Dr. Dopes letzten Worten in Gedanken neu zu Ordnen, um ihnen einen neuen Sinn zu geben. Gedankenverloren griff er sich ein paar Lockenköpfe und machte sich wieder auf den Weg zurück zu seinem Schreibtisch. Dann traf es ihn wie ein Schlag ins Gesicht! Aber natürlich! Wieso hatte er es nicht gleich erkannt?!

Fünf Minuten und einen ins Sinnlose driftenden Plot später, war Gildas dabei dem Paket für das Cinemaxx noch den letzten Schliff zu geben. Er zog die unterste Schublade seiner Klischeekiste auf, kramte noch ein paar schlechte Scherze hervor und als "Finale Grande" fügte er noch seine obligatorischen ollen Kamellen hinzu, die er sauber zusammengefaltet im einem Aktenschrank, zwischen Schnulz und Kitsch liegend fand.
'Das wird der Kunde mir schon abkaufen', dachte Gildas leicht resignierend, als er das Päckchen mit ein paar losen Handlungsfäden zusammenband, die er noch irgendwo aus Resten eines gescheiterten Drehbuchversuches herauskramte.
Als Gildas sich seine abgefuckte Kunstlederjacke überwarf, um sich mit dem Paket unterm Arm auf den Weg zum Raschplatz zu machen, spürte er die Beule in seiner Jackentasche. Noch einmal zog er das seltsame Medikament namens 'Simopreudosomalalalin-Links' hervor und überlegte eine Weile.
Nun, es konnte ja nicht schaden einfach mal eine von diesen Wunderpillen einzuschmeißen, zumal Gildas sein Knie in diesem Moment wieder fluchen spürte. Also öffnete er das Pappschächtelchen und zog ein kleines Plastikdöschen und eine siebenundvierzigfach gefaltete Betriebsanleitung hervor.
Ob seiner langjährigen Erfahrung mit Medikamenten, war Gildas vorsichtig geworden und entblätterte erst einmal das ausführliche Beipackblatt. Zunächst musste er stutzen, als er erkannte, daß der Zettel handschriftlich verfasst war. Die schwarzen Tintenlinien war fein und verschlungen und wiesen eine Sauberkeit auf, wie sie Gildas vielleicht von alten Pergamentrollen aus dem Mittelalter her kannte, als die Menschen es noch verstanden eine saubere Handschrift zu vollbringen.
Er fing an zu lesen:

"Lieber Gildas,
zunächst möchte ich mich einmal vorstellen, da Du in Begriff bist mich das erste Mal einzunehmen und daher noch nicht mit mir vertraut bist. Mein Name ist Simopreudosomalalalin-Links, aber Du darfst mich, wenn gerade kein Arzt zugegen ist, ruhig einfach Lala-Links nennen.
Da wir uns ja nun kennen, möchte ich Dir, bevor es ernst wird, erst einmal danken, daß Du Dich für mich entschieden hast, wenn es um die Bekämpfung von Fluchschmerzen des linken Knies geht. Meine Kollegen mögen zwar in schmuckeren Verpackungen daherkommen, sind aber allesamt Quacksalber und Scharlatane erster Güte! Daher würde ich Dich bitten, die Nebenwirkungen einfach zu überlesen und mich direkt einzuschmeißen.

Nun zu meinen Anwendungshinweisen:
Zu jeder Malzeit wird eine meiner Pastillen mit einem Glas lauwarmer Flüssigkeit eingenommen. Ich mag aber kein Rotkohl! Sollte also irgendetwas rotkohlartiges auf den Tisch kommen, empfehle ich Dir, mich eine halbe Stunde vorher einzunehmen, damit ich ein wenig Vorsprung hab und richtig wirken kann. Rotkohl, igitt!

Was ist bei einer Schwangerschaft zu beachten:
Solltest Du gerade schwanger sein, was ich, ob Deines Geschlechts, nicht hoffen will, musst Du die doppelte Menge, also tatsächlich zwei Kapseln, einnehmen, damit der Knirps auch noch was von den Nebenwirkungen hat.

Was ist bei Vollmond zu beachten:
Es ist essentiell für mich, daß bei Vollmond die doppelte Menge, also in der Tat zwei Kapseln, eingenommen werden, da ich den Mond sehr gern hab.

Nebenwirkungen:
Hin und wieder kann es zu spontaner Euphorie und Unbesiegbarkeitsgefühlen kommen, weshalb, während der Einnahme, von dem aktiven Befahren verkehrsreicher Autobahnen abgeraten wird.
Ab und zu kann die Einnahme zu akuten Erektionsstörungen führen, weswegen, während des Behandlungszeitraumes, von Puffbesuchen abgeraten wird (vor allem, um peinlichen Situationen vorzubeugen).
Von Zeit zu Zeit können die Pastillen zur plötzlichen Vereinsamung führen, da der Gestank, welcher kurz nach Einnahme des Medikamentes, durch gewisse Drüsen abgesondert wird, für einige Mitmenschen unerträglich ist.
Ach ja und da wären noch ein paar Fälle von jäher Schizzophrenie und paranoider Paranoier.

Falls Du, lieber Gildas, eine von diesen Nebenwirkungen an Dir feststellen solltest, dann beschwer Dich bitte nicht, denn ich hab Dich ja vorher gewarnt.
Aber unter uns: Wie oft kommt sowas schon vor?
Los schluck mich schon!

Mit besten Grüßen,
Dein Lala-Links


Leicht irritiert legte Gildas Lalas Beipackzettel zur Seite und schraubte den Deckel des Pastillendöschens auf. Ein kleines Häufchen rosaroter Kügelchen lag da drin, eine unschuldige Bedrohung ausstrahlend. Gildas fragte sich, was sich Dr. Dope dabei gedacht haben könnte ihm solch teuflische Tabletten mitzugeben. Auf der anderen Seite jedoch: Wie ernst konnte er diese handschriftliche Betriebsanleitung denn nehmen? War es vielleicht einer von Dr. Dopes schlechten Scherzen? Wenn ja, könnte er den ja gleich mit zu seinem Paket ans Cinemaxx dazupacken, dachte sich Gildas und musste dabei ein wenig in sich hineingrinsen.
Unser Pantoffelheld entschloss sich dazu, erst einmal die Finger von diesem obskuren Medikament zu lassen. Auch wenn ihm der Gedanke nicht behagte, diese Schmerzen noch eine geraume Weile weiter tragen zu müssen, so war doch alleine die kleinste Chance, daß eine dieser Nebenwirkungen eintrat, um einiges furchteinflößender.
Entschlossen steckte Gildas Lala-Links wieder in seine Jackentasche, packte sich das Paket und machte sich auf zum Kino. Auf in den Kampf um schlechten Geschmack.

Dienstag, August 22, 2006

Kapitel 3: Ein ominöser Orthopäde


Der spektakulärste WG-Echtzeit-Roman aller Zeiten geht in eine neue Runde!
Langsam ist in der Tat immer noch kein roter Faden erkennbar, aber ich arbeite dran, versrochen.
Und fühlt Euch nicht gezwungen nicht zu kommentieren. Das wäre ganz ganz furchtbar, in echt jetzt!



Gildas Gerdes und die blöse Bume



Kapitel 3: Ein ominöser Orthopäde


Die letzten sieben Jahre schon, war Dr. Dope Gildas' Orthopäde des Vertrauens. Es war ihm nämlich nicht zueigen, ganz im Gegensatz zu gewöhnlichen Patienten, sich seine Ärzte nach dem Adlersuchsystem aus den Gelben Seiten herauszufischen, sondern es bedurfte in Gildas' Fall einer langwierigen Suche nach den idealen Maßen an Seriösität, Erfahrung und sowohl fachlicher als auch menschlicher Kompetenz. Dies alles hatte Gildas nach monatelanger Recherche und einem unerhörten Verschleiß von Überweisungsscheinen, schlussendlich im dritten Stock der Marienstraße Nummer siebenundfünfzig gefunden.
Dr. Adolfonsonson Dope besaß, neben seiner sachkundigen Reife, auch ein ungemein geduldiges und verständnisvolles Wesen, was nicht zuletzt seinem hohen Alter zuzuschreiben war, denn er hatte in seiner langen Laufbahn als praktizierender Orthopäde schon allerlei Spirenzien seitens seiner Patienten über sich ergehen lassen müssen, was ihm mit der Zeit einen gewissen Gleichmut eingebracht hatte, der jedoch nie die Zutrefflichkeit seiner Diagnosen in Frage stellte, sondern vielmehr in der Unerschütterlichkeit seines Wesens die Konsequenz fand. Wenn es etwas gab, was man unter die Karteikarte der Persönlichkeitseigenschaften mit dem Stichwort "Verschrobenheiten" abheften konnte, dann war es sicher Dr. Dopes Paranoidität. Der Ursprung jener Persönlichkeitsstörung, ist sicher bei einem schon Jahrzehnte zurückliegenden Vorfall zu suchen, bei dem ein sich betrogen fühlender Patient, mit vorgehaltener Waffe die Herausgabe seines Hüftgelenkes forderte, das ihm zuvor bei einer entsprechenden Operation entnommen und durch ein Imitat ersetzt wurde. Schlussendlich war es nur der ungemein schlechten Wandbefestigung einer im Behandlungszimmer hängenden Kuckucksuhr zu verdanken, deren Insasse punkt zwölf Uhr Mittags durch sein penetrantes Gekuckse besagte Kuckucksuhr zum Absturz brachte, zielsicher auf den Hinterkopf des rebellierenden Patienten landete und ihn so außer Gefecht setzte. Auch wenn dieser Zwischenfall glimpflich ausgegangen war, hatte er sich doch auf Lebenszeit in das friedlich-sensible Gemüt des Orthopäden eingebrannt, weshalb er in den vergangenen Jahren allerlei Vorkehrungen getroffen hatte, damit er so etwas fürchterliches nie wieder erleben müsse.

Wie jeder andere Patient, wurde auch Gildas von zwei mit Keulen bewaffneten Sicherheitsbeamten zur Theke der Vorzimmertruller geleitet, wo er hoffte schnellstmöglich einen Termin bei Dr. Dope zu bekommen, da sein Knie nun immer unerträglichere Schmerzen verursachte.
Frau Truller war gerade in ein sinnfreies Gespräch mit einer ihrer Kolleginnen verwickelt und studierte dabei die makellose Eleganz ihrer schreiend pinken, künstlichen Fingernägel. Erst als die Sicherheitsleute von Gildas' Seite gewichen waren, um weitere Neuankömmlinge zu begrüßen und er sich zum dritten Mal künstlich geräuspert hatte, blickte Frau Truller auf, wobei ihr eben noch billig amüsiertes Gesicht zu einer gelangweilten Alltagsmiene erschlaffte. Selbst ihr spektakulär verdauerwelltes, orangenes Haar und ihr in den Siebzigern gefangenes Make-up konnten nicht über einen säuerlichen Gesichtsausdruck hinwegtäuschen, der zu sagen schien, daß sie gerade, auf unangenehmste Art und Weise, aus einem banal schönen Tagestratsch gerissen worden war.
"Ja bitte?" fragte sie geschäftlich und schaffte es dabei die Freundlichkeit in ihrer Stimme auf ein Minimum zu reduzieren.
"Ehm, ich hätte gerne einen Termin wegen meines Knies, ....schon wieder." fügte Gildas dann noch hinzu, als die Truller mit einem ungläubigen Blick ihre linke Augenbraue anhob. Gildas war hier gewiss kein Unbekannter, da er schon wegen diverser Wehwehchen bei Dr. Dope in Behandlung war.
Die Truller blätterte ein wenig gelangweilt im Terminkalender herum, schien dabei aber nicht wirklich reinzuschauen. Schließlich sagte sie: "Ich kann ihnen einen Termin am 15. Oktober geben, um acht Uhr dreißig."
"Aber das ist ja erst in über drei Monaten!" beschwerte sich Gildas.
"Es tut mir leid, aber ich habe hier einfach nichts mehr frei. Es sind ja auch bald Sommerferien. Da ist das immer ein wenig schwierig." erklärte die Truller mitleidslos.
Gildas wollte sich mit dieser Niederlage schon abfinden, doch plötzlich fiel ihm etwas ein und er sagte die magischen Worte, welche Frau Truller dazu veranlassten in ihre Kaffeetasse zu husten, aus der sie gerade trank und daraufhin ihr goldigstes Lächeln aufzusetzen.
"Sie sind Privatpatient? Warum haben sie das nicht gleich gesagt? Passt es ihnen jetzt gleich?" fragte Frau Truller, die jetzt irgendwie ein wenig aufgeregt schien.
"Gewiss doch, meine Dame." antwortete Gildas weltmännisch.
Frau Truller stand auf und bedeutete Gildas mit künstlichstem Lächeln, ihr zu folgen. Sie führte ihn, vorbei am hoffnungslos überfüllten Warteraum für gesetzlich Versicherte, durch einen langen Flur, bis zu einer massiven Tür am Ende des Ganges, an dessen Seite ein Wasserspender stand und direkt daneben, eine kleine Konsole mit einer Tastatur, in der die Arzthelferin das tagesaktuelle Passwort eintippte, um die schwere Titantür zu Dr. Dopes Behandlungszimmer zu öffnen.
Auch wenn Gildas schon zahlreiche Male hier gewesen war, versetzte ihn dieser Raum doch immer wieder in unverholenes Erstaunen. Er meinte sogar, daß sich diesmal noch mehr Eigenartigkeiten hier versammelt hatten.
Als Gildas vor einigen Jahren das erste Mal dieses eigenartige Behandlungszimmer betreten hatte, dachte er zunächst, er hätte sich in der Tür geirrt und wäre stattdessen in der Kuckucksuhrabteilung von Karstadt-Heim und Technik gelandet. Es schien keinen Quadratzentimeter Rauhfasertabete mehr zu geben, der nicht von einer solchen Uhr bedeckt war, von denen jede einzelne ein einzigartiges Ticken von sich gab, welches, mit den sicher über hundert anderen, einen anstrengenden Klangteppich aus mechanischen Uhrwerken und pendelnden Pendeln wob. Als Gildas den Blick weiter schweifen lies, entdeckte er weitere Sonderbarkeiten, wie etwa einem storchbeinigen, kleinen Tisch, auf dem sich ein filigranes, silbernes Instrument befand, dessen Einzelteile um die unmöglichsten Achsen rotierten, nur um, wie es für Gildas den oberflächlichen Anschein machte, ein monotones Fiepen wiederzugeben, welches jedoch kaum gegen den Lärm der Kuckucksuhren anstinken konnte. Von diesen ominösen Instrumenten gab es noch einige weitere in den Regalen, in denen für gewöhnlich dicke Wälzer über die Anatomie des menschlichen Skelettes zu finden sein sollten, aber bei keinem einzigen erschloss sich Gildas der Sinn und Zweck dieser Apparatur. Hinter einem schweren Mahagonischreibtisch saß damals wie heute Dr. Adolfonsonson Dope, ein großer, bärtiger Mann, und blickte beschäftigt in ein Pornomagazin.
Der Raum war nach wie vor dunkel und stickig, da die Vorhänge vor die Fenster gezogen waren, die wiederum wohl seit Tagen nicht geöffnet wurden, um frischer Luft Einlass zu gewähren.
Frau Truller räusperte sich einmal kurz.
"Moment, Moment, ich bin ja gleich fertig." antwortete Dr. Dope kurz angebunden und ein wenig gereizt.
Wie gebannt blickte er auf sein Magazin, während er sich mit der freien Hand genüsslich über seinen langen Silberbart strich, den er, aufgrund seiner enormen Länge, stets in seinem Gürtel einzuklemmen pflegte. Sein langes, fast perlweisses, hüftlanges Haar hatte er mit einem Haargummi zusammengezurrt, um seiner Widerspenstigkeit einigermaßen Herr zu werden.
"Ok, das wäre erledigt. Kommen sie doch herein Herr...".
Der Orthopäde blickte kurz von seinem Schreibtisch auf und fokussierte seinen Patienten durch seine halbmondförmige Brille hindurch.
"Ach du bist es Gildas. Komm doch rein. Willst du nen Keks?"
Der Doc reichte ihm eine porzellanene Schüssel mit allerlei alten Keksen und da Gildas nicht unhöflich sein wollte, nahm er sich den kleinsten, den er finden konnte und würgte ihn unter Tränen hinunter.
Dr. Dope stand von seinem ledernen Sessel auf, streckte sich auf seine "über zwei Meter", steckte die Spitze seines langen Bartes wieder in den Gürtel und betrachtete seinen treuen Patienten eine Weile, bevor er fortfuhr:
"Wie geht es Deinem Musikantenknochen? Tut er immer noch weh, wenn Du Dich stößt?"
"Ehm, ja." gab Gildas leicht beschämt zurück. "Aber deswegen bin ich nicht hier. Es ist..." er brauchte eine Weile, bis er wusste was er alles erzählen und in welche Worte er es verpacken sollte.
"Mein linkes Knie tut wieder weh."
Dr. Dope, der eben noch in seinem Büro auf und abschritt, hielt plötzlich mitten in der Bewegung inne und blickte Gildas über seine Halbmondbrille hinweg in die Augen.
Gildas war sich bei seinem Orthopäden des Vertrauens nie ganz sicher, was dessen derzeitige Gefühlslage anbelangte, doch er hätte schwören können, daß für einen kurzen Augenblick so etwas wie tiefes Mitgefühl in seinem Blick begraben lag. Doch so schnell dieser Verdacht gekommen war, so schnell verwehte er auch wieder, durch die folgenden Worte des Bärtigen.
"Ich schreibe Dir eine Fünfzigerpackung Simopreudosomalalalin-Links auf. Das sind starke Tabletten gegen Schmerzen im linken Knie."
"A-aber, sie haben sich mein Knie ja noch nichteinmal angesehen!" protestierte der Hypochonder lautstark.
Dr. Dope kam gemessenen Schrittes auf Gildas zu, beugte sich mit seinem Gesicht dicht zu dem von Gildas hinunter, bis seine lange Madernase die knollige von Gildas fast berührte und sagte mit ruhiger, aber entschiedener Stimme: "Vertraue mir einfach. Ich werde Dir alles erklären wenn Du älter bist, aber Dein Geist und Dein Herz sind noch nicht bereit für die Wahrheit."
"Also... also dann verschweigen sie mir etwa etwas?"
Es war nur ein entsetztes Flüstern, welches Gildas' Lippen verließ und während er diese Worte aussprach, wich er vorsichtig ein paar Schritte zurück, da er Dr. Dopes würzigem Mundgeruch nicht mehr gewachsen war.
Auch der Doc machte jetzt einen Schritt zurück und richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf.
"Es tut mir leid Har... äh Gildas, aber mehr kann ich Dir im Augenblick leider nicht verraten, da der Roman im Moment dringend einen dramaturgischen Spannungsbogen benötigt."
Gildas wusste dem nichts entgegenzusetzen und schwieg bedrückt.
Der Orthopäde ging zurück hinter seinen Schreibtisch und öffnete eine seiner Schubladen. Nachdem er eine Weile darin herumgekramt und viel Staub aufgewirbelt hatte, kam eine kleine smaragtgrüne Schachtel zum Vorschein, die er seinem Patienten unverholen zuwarf.
Gildas rieb sich die Stirn, hob die Schachtel vom Boden auf und studierte die Verpackung. In verschlungendster weisser Schrift stand das Wort Simopreudosomalalalin-Links drauf und darunter kleiner und kaum noch lesbar: "Pseudosomatische Schmerzpastillen für das linke Knie".
"Nimm zu jeder Malzeit eine Tablette ein. Bei Vollmond zwei und es wird Dir in ein paar Wochen vom einen auf den anderen Tag plötzlich und schlagartigst besser gehen." wies der Doktor seinen Patienten an.
Gildas steckte das Wundermittel in seine Tasche und verabschiedete sich wortlos von seinem Knochendoc.

Als Gildas nach draußen ins Sonnenlicht trat, war es, als würden die warmen Strahlen seinen Verstand wieder in Betrieb setzen und er musste sich urplötzlich mit der Frage konfrontiert sehen, wieso er sich so leicht hatte abspeisen lassen. Wenn es da ein Geheimnis um sein fluchendes Knie gab, hatte er dann nicht das Recht es zu erfahren? Er war doch immerhin schon erwachsen genug um der Wahrheit standhaft gegenüberzutreten!
Fest entschlossen den Doktor diesmal nicht so billig davonkommen zu lassen, drehte sich Gildas auf dem Absatz um und schritt zurück zur Eingangstür der Orthopädiepraxis. Doch anstatt dieselbe aufzustoßen, rannte er gegen ihre, mit Sicherheitsdraht durchspannte, Glasscheibe. Sie war verschlossen! Wie konnte das sein? Entsetzt wich Gildas ein paar Schritte zurück und erkannt nun, daß dort, wo eben noch ein hochmodernes Ärztehaus gestanden hatte, eine marode Bauruine stand, die dem Ihmezentrum in Sachen Verfall und Nutzlosigkeit in nichts nachstand.
Gildas fasste sich ungläubig an den Kopf, schaute nach links und nach rechts, um sich zu vergewissern, daß er nicht aus dem Ausgang eines anderen Hauses gekommen war, doch dem war nicht so. Wo zur Hölle war er die letzte halbe Stunde bitte gewesen, wenn nicht in der Praxis seines langjährigen Orthopädens? Hatte er sich etwa eben die ganze Zeit in Trance mit einem Bauarbeiter unterhalten? Weit und breit war kein Mensch zu sehen, der in Frage kam.
Dann, wie einer Eingebung folgend, griff Gildas in seine Tasche, tastete fieberhaft in ihr herum und zog schlussendlich ein kleines, smaragtgrünes Schächtelchen heraus. Sein Herz pochte wie wild.

Dienstag, August 15, 2006

Kapitel 2: Das Fluchknie



Der Wahnsinn geht weiter! In diesem Kapitel erfährt der werte Leser, worauf Gildas am liebsten reitet und was seine Lieblingsfarbe ist (Fragen, nach denen seine Groupies förmlich lächzen!).
Viel Spaß beim Lesen des zweiten Kapitels dieses überaus tollen WG-Katastrophen-Romans!

gilou


Gildas Gerdes und die böse Blume



Kapitel 2: Das Fluchknie


Fliegen war eine von Gildas' Spezialitäten. Wenn er wollte, öffnete er einfach das Fenster zu seinem total taubenverpesteten Innenhof, stellte sich kerzengerade auf die Balustrade und hob, ohne einmal nach unten geschaut zu haben, ab. Die turtelnden Tauben glotzten ihm mit verwirrt nervösen Blicken nach, wie er sich Pirouetten drehend in den Himmel emporschraubte. Und wenn ihm erst einmal der Wind durch seine Locken strich und ihn der Duft des kokainverseuchten Brackwassers der nahen Ihme in der Nase kitzelte, ja dann wurde Gildas bewusst, daß ihm zum vollkommenen Glück nur noch ein Mädchen in den Armen fehlte. Luzide Träume waren etwas wunderbares und in der wirklichen Welt hatte er in Peter Moosleitners Magazin, einer besseren Bildzeitung von und für Pseudowissenschaftler, gelesen, daß es zwei Dinge gibt, die Männer bei einem selbst bestimmten Traum am liebsten ausprobieren. Fliegen und ficken. Letzteres stand noch auf seiner Liste, wurde es in der Vergangenheit doch immer durch unglücklichste Umstände verhindert. Doch diesmal sollte es anders sein. Wenn es schon während des Fliegens nicht klappte, dann vielleicht auf dem Rücken eines Seepferdchens. Das waren jedenfalls die Gedanken, welchen sich Gildas hingab, als er todesmutig in die braun blubbernde Bracke der Ihme eintauchte und ein Seepferdchen heimsuchte, auf dessen Rücken er sich nun endlich auf die Suche nach einer Frau machen konnte.
Die ersten Meter, die Gildas von dem Pferd in die Tiefe gerissen wurde, waren noch schlammig und undurchsichtig. Er konnte kaum den geschuppten Hals erkennen, an den er sich klammerte, doch schon eine kurze Weile später, nachdem sie Einkaufswagen und Autoreifen ausgewichen waren, wurde das Wasser langsam klarer, bis es schließlich den Blick auf eine sonnendurchflutete Unterwasserlandschaft freigab, die genauso gut einer Betriebsanleitung eines automatischen Brotbackautomatens hätte entsprungen sein können. Das submarine Maultier machte nun langsamere Fahrt und ließ Gildas so genug Zeit die technokraten Wunder dieser Unterwasserwelt, mit seinen forschenden Blicken, näher zu erkunden.
Zunächst fiel es Gildas schwer klare Formen in diesem bizarren Muster aus schlacküberzogenen Betonblöcken und hoffnungslos verrosteten Metallverstrebungen zu erkennen, doch schon bald wurde ihm klar, wo er so etwas schon einmal gesehen hatte. Dies musste der unter Wasser liegende Teil des Ihmezentrums sein. Ja, jetzt sah er es ganz deutlich. Dieser Stilmix aus sowohl farblicher wie auch baustoffmäßiger Geschmacklosigkeit und sinnlos ins Leere laufender Rolltreppen war unverkennbar. Das Schuppenpony führte Gildas nun immer tiefer in dieses Spritzbetonlabyrinth und jetzt erkannte er, daß hier etwas nicht stimmen konnte. Dies war nicht nur ein namenloses Konstrukt, welches diesem 60er-Jahre-Zweckbau die nötige Stabilität bieten sollte, um trotzig und unzerstörbar in den Himmel ragen zu können, nein, hier hatten scheinbar einmal Menschen gelebt.
Vorbei schwamm er an überwachsenen Parkbänken und kleinen Laternenmasten, die, ein wenig grotesk, aus dem Schlamm des Flussbodens emporragten. Er befand sich in einer geisterhaften Einkaufspassage, denn jetzt konnte er auch links und rechts von sich die blinden Fenster einstiger Geschäfte erkennen, die teilweise zerbrochen, teilweise aber auch unversehrt, mit allerlei Schriftzügen erloschener Leuchtreklamen, versuchten ihre Kunden anzulocken. Je tiefer das Fischpferd, mit Gildas auf seinem unbequemen Rücken, in diesen Konsumtempel vergangener Zeiten drang, desto dunkler und unscheinbarer wurden die Umrisse dieser schaurigen Szenerie. Während sich Gildas mit zunehmender Finsternis immer verkrampfter an Pferdchens verschuppten Rücken klammerte, schossen ihm allerlei Fragen durch den Kopf. Was machte eine komplette Einkaufspassage hier meterweit unter der Oberfläche dieses zweifelhaften Flusses? War das Ihmezentrum in den glorreichen 60ern vielleicht einmal bedeutend höher gewesen und ist erst mit den Jahrzehnten Stück für Stück im Schlamm versunken? Gab es hier nen Puff? Doch bevor Gildas der letzten Frage genauer nachgehen konnte, erweckte etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Das Tageslicht war nun fast vollends verschwunden, doch in der Ferne konnte er einen grünlichen Schimmer ausmachen, der sich auf einer der Betonwände abzeichnete. Als er näher heran schwamm erkannte er, daß dieser Schein zu pulsieren schien -- mit der Regelmäßigkeit eines Herzens.
Jetzt war Gildas nur noch wenige Meter von dem Leuchten entfernt und er konnte eine schwere, eiserne Tür erkennen, die ein wenig geöffnet war und aus dessen Spalt das wummernde Licht in diese beklemmende Düsternis kroch. Der schuppige Körper des Seepferdchens begann kurz und furchtsam zu zucken und dann, ohne Vorwarnung, warf es seinen Reiter mit einem gewaltigen Schlag seines Schwanzes ab und verschwand wild wiehernd in der Dunkelheit. Gildas blieb benommen treibend zurück und brauchte ein paar Sekunden, um das eben geschehene zu verarbeiten. Doch dann fiel sein Blick wieder auf das mysteriöse Leuchten und Gildas entschloss sich seine ärmlichen Schwimmkenntnisse (er war über Seepferdchen nie hinausgekommen), dazu zu nutzen, diesem Geheimnis auf eigene Faust auf den Grund zu gehen. Mit unbeholfenen Schwimmbewegungen schwebte er langsam auf die Tür zu, welche, jetzt als er näher kam, trotz starker Korrosion, immer noch einen sehr massiven Eindruck machte. Endlich konnte Gildas eine Hand ausstrecken und sich an der Türklinke festhalten, um sich dann mit einem langen letzten Zug heranzuziehen.
Der Anblick der Tür hatte ihn nicht getäuscht. Sie war wirklich sehr massiv. Es erforderte all seine Kraftreserven, um den Spalt noch ein wenig weiter aufzudrücken, damit er hindurchschlüpfen konnte. Ganz langsam und vorsichtig drückte sich Gildas durch die sich ihm bietende Öffnung, um sich ja nicht an den teils scharfen Roststellen zu verletzen. Als er endlich hindurch war drehte er sich langsam um, in die Richtung, in der er die Quelle dieses unheimlichen Leuchtens vermutete. Doch im selben Moment, in dem Gildas mit schreckerstarrtem Blick dieses groteske Etwas sah, das der Ursprung dieses Lichtes war, fuhr ein gellender Schrei, nicht seiner, durch diese grauenhafte Szenerie und ließ ihn stumm, aber vor Schreck zuckend, aus seinem bizarren Traume erwachen.

Es dauerte etwas bis Gildas seine, durch die letzten Augenblicke, herumgewirbelten Gedanken ordnen konnte und realisierte, daß er gerade kerzengerade und schweißnass in seinem Hochbett saß. Jetzt spürte er auch den Schmerz in seinem linken Knie, der sich unangenehm pulsierend bemerkbar machte. Seitdem er denken konnte (mit 14 Jahren), hatte er zwei kleine Narben links und rechts neben der Kniescheibe. Er hatte Tante Simone und Onkel Sepp mehrmals gefragt, ob sie wüssten woher er sie hatte, doch stets taten sie so als hätten sie seine Frage nicht gehört. Gildas hatte bereits gemerkt, daß sein Knie immer dann anfing zu schmerzen, wenn ein großes Ereignis oder eine bedeutende Veränderung in seinem Leben bevorstand, wie der Neuauflage von "Raumschiff Enterprise" oder, erst kürzlich, das musikalische Comeback von David Hasslehoff. Doch bevor Gildas sich fragen konnte, was es denn diesmal sein könnte, ertönte erneut das wild herumschreiende Organ, welches ihn bereits eben aus seinem Albtraum gerissen hatte. "GIIIILLLDAAAAASSS!!! SPÜHL GEFÄLLIGST DEINE PFANNE AB NACHDEM DU SIE BENUTZT HAST!!!"
Es war Tante Simone, die sich, wie jeden Morgen, über den erbärmlichen Zustand der Wohnküche ausließ. Da Gildas wusste, daß da mit Simone nicht zu spaßen war, stieg er hastig und mit schmerzverzerrtem Gesicht von seinem Hochbett herunter, zog sich fluchs an, öffnete die Zimmertür und hastete humpelnd in die Küche. Dort fuchtelte die furiose Furie mit einer vollkommen verpekten Pfanne herum. "Wie oft habe ich dir schon gesagt, daß die Pfannen SOFORT nach dem braten abgespült werden?!" presste Tante Simone zwischen ihre knirschenden Zähne hervor. Ihr ohnehin schon purpurnes Gesicht bekam nun, durch diverse Wutfalten um die Augen herum, eine zusätzliche Dramatik, die Gildas dazu veranlasste ihr sofort die Pfanne aus der Hand zu nehmen, um sie in der Spüle zu bearbeiten, obwohl er genau wusste, daß nicht er es gewesen war, der dieses Kochgerät in seinen derzeitigen Zustand versetzt hatte. Unverkennbar waren die Currywurstreste, die entstanden, wenn der Schweizer Dan mal wieder versuchte ruhrpöttische Spezialitäten in seinen degenerierten Speiseplan aus Kaiserschmarrn und Germknödel einfließen zu lassen. Daß man eine Currywurst auf dem Grill zubereitet, darüber hatte Gildas ihn schon erfolglos aufzuklären versucht, doch Dan hatte einen Heidenspaß dabei seine Tiefkühlwürste in der Pfanne zu traktieren, immer mit dem Ergebnis: Innen gefroren, außen verkohlt. Dies tat seiner Begeisterung über die deutsche Küche jedoch keinen Abbruch.
Während Gildas noch wild schrubbend der Pfanne zusetzte, kam besagter Wurstjongleur auch schon in die Küche gewackelt.
"Gudn mörgn!" lies Dan verlauten und fügte mit einem gewinnenden Lächeln hinzu:
"I hob uns ne läggre Sittronensubbe gebastelt."
Sofort war Simones schlechte Laune wie weggeblasen. Sie kramte drei noch gerade so saubere Teller aus dem Schrank und rief Onkel Sepp in die Küche, der sich bereits seit Wochen nur von Rauchkraut und Räucherlachs ernährt hatte. Zehn Minuten später kam Sepp in die Küche geschlurft, peilte die Lage und setzte sich nach einer viertel Stunde an den Küchentisch, wo bereits ein dampfender Teller Danscher Zitronensuppe auf ihn wartete. Nun begann es auch in Gildas' Magen heftig zu rumoren und so schnappte er sich nen Teller, zupfte eine tote Spinne von dessen Rand und griff erwartungsvoll zur Suppenschüssel. Doch Tante Simone war schneller, zog die Schüssel an sich und stakste aus der Küche. Gildas musste mit ansehen wie Simone in ihr Zimmer schritt und die restliche Suppe in den Topf ihrer neuesten Errungenschaft goss.
Echeveria gigantea war eine mexikanische Schlingpflanze, deren einzige Blüte einen herrlichen Duft nach süßen Holzraspeln versprühte. Außerdem war der Saft ihrer dicken, fleischigen Blätter, laut Tante Simone, hervorragend zur Behandlung von infektiösen Wunden geeignet und hatte außerdem, noch nicht näher erforschte, halluzinogene Wirkungen.
Während Dan, Simone, Sepp und die Blume ihre Zitronensuppe zu ende schlürften, machte sich Gildas ein Glas Wasser in der Mikrowelle warm. "Auch nicht schlecht", dachte er sich dabei, denn er war seit nunmehr fast einem Jahr ein karges Leben wie dieses mehr als gewohnt. Andererseits hatte Gildas gerade ohnehin keine Zeit sich selbst zu bemitleiden, da sein Knie nun immer stärker zu schmerzen begann. So stark war diese Krux seit Jahren nicht mehr gewesen. Konnte das etwas Bestimmtes zu bedeuten haben? Stünde vielleicht abermals eine große Veränderung in seinem Leben ins Haus? Ein Mädchen?
Doch so schnell dieser letzte verlockende Gedanke in sein Bewusstsein einlass fand, so schnell schickte er ihn auch wieder fort. Aus Erfahrung wusste er, daß solche süßen Ideen schnell zum Bumerang werden konnten, wenn man nicht aufpasste.

Sonntag, August 13, 2006

Nach pedantischer Durchsicht meines Blogarchives...

...ist mir aufgefallen, daß ich Euch noch ein paar Fotos schulde, da ja nicht jeder ins schnöde Hannover kommen kann/will, da er/sie sich mit was wichtigerem, wie Wäsche waschen oder studieren beschäftigen muss. Hier also eine chronologische Liste einiger Fotos.
Viel SPaß!

Der wird mal ein großer Jäger


Jedenfalls wenn er gelernt hat sein Hemd in die Hose zu stecken.

Fischversuche


Mit vereinten Zauberkräften versucht der Häuptling der Wasser zum Kochen zu bringen, um die darin schwimmenden Fische gar zu machen.

Hmmmmmmm...... Blumen!


Unser lecker Mal.

So ein verrückter Typ,...


...der sich mit ein paar westlich getrimmten Einheimischen Bergleuten fotografieren lies. Schande über ihn!

Für dieses Foto habe ich mein Leben riskiert...


...als ich über eine morsche Brücke lief.

Direkt nach Paris Hiltons bellendem Handtäschchen....


...der mit Abstand hässlichste Hund der Welt!

Sieben Jahre haben hunderter Chinesen dafür geschuftet diese wunderschönenParklandschaft zu erbauen


Der Berg dahinter war noch deutlich aufwändiger!

7385 Stufen...


...bin ich für dieses Foto geklettert! Oder noch mehr.

Chinesen stehen auf dezente Beleuchtung


Gerade wenn es um ihre Höhlen geht.

Ein paar Chinesinnen nehmen ihre Haare ab...


...damit sie gleich beide Hände freihaben, um mir für das Foto Geld aus der Tasche zu ziehen.

Diese topographischen Höhenlinien....


...wurde extra für die Horden von Touristen zur besseren Orientierung mit ihren Wanderkarten erstellt.

Lightshow Hong Kong


Disneyworld ist gleich eine Insel weiter.

Kunst!


Ein sensationelles Auststellungsstück im Museum für moderne Kunst in Brisbane. OK, das mit den Didgeridoos wird ja auch langsam langweilig.

Hobart. Die Hauoptstadt von Tasmanien von oben.


Jaja, das nennen die Hauptstadt. Satte 40.000 Einwohner, kein Haus höher als zwei Stockwerke und am Wochenende geht keine Post ab. Ein Traum!

Ein schnieker, kleiner Bergsee...


und kein Schwein weit und breit!

Dieser Pink Floyd-lastige Radiomoderator....


...war so nett mir einen Tag Unterschlupf zu bieten, um mich von meinem 100km-Marsch zu erholen.

Ein schöner Tag am Strand


Nö, ein harter Tag am Strand, da kein Sand.

Dieses.... Ding,...


...ist in der Lage sich wie ein Wirbelwind mit teuflischer Geschwindigkeit um seine eigene Achse drehen und dafür Millionengagen der Warner Brothers Home Entertainment-Branche einzuheimsen.

Ein Vogel...


...mit der mit Abstand elvishaftesten Frisur im ganzen Tierreich. Naja, fast.

Das sind keine Früchte, die den Baum runterhängen...


...sondern in der Tat quasi fliegende Chihuahuas, die einem auf den Kopf kackten wenn man nicht aufpasste.

So schön das auch aussieht....


...es war der Auftakt zu einer zweitägigen Tortur, auf der mein linkes Fluchknie fast explodiert wäre.

Wie ich ab jetzt zugeben muss...


...können auch Mädchen verdammt US-amerikanisch posieren, als hätten sie gerade den Mond erobert.

Die heißen Quellen von Rororoura....


...versprühen einen penetranten Duft von faulen Eiern, der sich wie ein doofer Schleier auf die Stadt legt. Und das 24 Stunden am Tag.

Auch wenn dieser Verrückte, der mich auf meiner Reise ewig zu verfolgen schien,...


...hier brav touristisch in die Kamera grinst, hat der Biss wohl schon ganz schön weh getan, wie er mir später unter Tränen berichtete.

Sie werden auch die Tauben der Lüfte genannt...


...aber Möwen sind trotzdem fast so doof wie sie aussehen. Hier versucht eine gerade auf einem Keks zu landen, weil sie denkt es sei Geld!

Nach langer Zeit des Wartens....


...endlich ein Foto von mir! Hier trudele ich gerade den angeblich höchsten, von Touries, raftbaren Wasserfall der Welt hinunter.

Groupies!


Nur weil wir uns gerade an einem offiziellen, regierungstechnischen Ort befanden, nur weil überall Reporter herumschwirrten oder nur weil dieser Student gerade einen fast bunten Evo Morales-FanPullover an hatte, hielten diese bezaubernden Chileninnen diesen Deutschen für einen hochrangigen Politiker, der bestimmt Präsident irgendeines südamerikanischen Landes sein musste. Vielleicht aber auch nicht. Who knows?

Bunte Berge, bunte Häuser


Was will man mehr?

Zwei total wahnsinnige Hunde...


...versuchen gerade eine noch wahnsinnigere Belgierin dazu zu überreden den neben der Tür stehenden Sack Hundefutter aufzumachen, obwohl die doch eigentlich wissen sollten, daß die kein Wort Spanisch spricht, sondern nur Belgisch!

Da isser wieder...


...der Verrückte!!! Und freut sich ominöserweise total über die 1-Liter-Flaschen Warsteiner, obwohl ihm doch eigentlich klar sein sollte, daß das doch auch irgendwie ein wenig deprimierend sein sollte sich in einem so fernen Land mit deutschem Bier abzufüllen.

Auf einer, oberflächlich gesehen, zweifelhaften Ranch...


...werden unsere Pferde gesattelt.

GENAU!


Rette sich wer kann!!!

Deutschland war deprimierender weise näher als ich dachte


so'n Mist!

Tren de les nubes.... oder so ähnlich


Dank meiner perfekt spanisch sprechenden bemitreisenden Gefährtin, schafften wir es fast den Lokführer mit einer Flasche billigem Rotwein zu bestechen uns mitzunehmen. Hätte auch geklappt, wenn die Motoren nicht gestreikt hätten. Nunja, nächstes Mal...

Ein kleines bisschen Kitsch


Diese Kulisse gibt es einmal mit und einmal ohne die Silhouette eines knutschenden Hollywoodehepaares. Ich hab mich für letztere Variante entschieden, um Euer Nervenkostüm nicht unnötig zu strapazieren.

Der junge Adriano Celentano und Co. in seinem ollen Auto


Es folgte eine sagenhafte, nächtliche Autofahrt durch eine der abgefucktesten Vororte von Rosario!

Ein kleiner Vorort von Buenos Aires von oben


Jaja, das waren schon verflucht ordentliche Leute die Städtebauer von damals. Ob die sich was beim Design vom Todesstern abgeguckt haben?

Dienstag, August 08, 2006

Kapitel 1: Ein neuer Mitbewohner



Da gilous Frau und seine sieben Kinder in den Urlaub getrampt sind, bleibt dem großkotzigsten Autor der Welt nichts anderes übrig, als wieder einen großen Groschenroman zu schreiben.
Ab jetzt gibt es jeden Dienstag ein neues Kapitel zu gilous neuestem "WG-Überlebens-Schmöker" mit dem Titel "Gildas Gerdes und die böse Blume".
Parallelen zu einem kommerziell erfolgreichen Kinderbuch sind nicht beabsichtig und wenn doch, dann rein zufällig, aber bestimmt nicht gewollt, es sei denn es hat an der Stelle gerade dramaturgisch Sinn gemacht, was jedoch lediglich fünfunfünfzig Mal der Fall war....im ersten Kapitel.

Viel Spaß Euch!



Gildas Gerdes und die böse Blume


Kapitel 1: Ein neuer Mitbewohner

Simone und Sebastian, im Schwarzen Bären Nummer 1, waren stolz darauf ganz und gar alternativ zu sein. Sehr stolz sogar. Niemand wäre auf die Idee gekommen, sie könnten sich in eine merkwürdige und geheimnisvolle Geschichte verstricken, denn mit solchem Unsinn wollten sie nichts zu tun haben.
Simone war Studentin der Geographie und ihr liebstes Steckenpferd war es allerlei Pflanzen zu züchten. Ihre, wie selbstverständlich, rot gefärbten Haare waren zu einem chaotischen Knäuel aus Dreads und Flusen zusammengebunden. Ihre zierliche Gestalt endete in einem Stupsnäschen, welches immer darauf bedacht war, den Gestank, der aus dem bereits seit Wochen überquellenden Biomüllbeutel kam, zu ignorieren.
Sebastian oder einfach nur Sepp, war dünn und hatte doppelt soviel Hals wie notwendig gewesen wäre, was allerdings sehr nützlich war, denn so konnte er den Kopf möglichst weit aus dem Fenster recken und wüste Schimpftiraden auf die Capitol-Gänger loslassen. Außerdem aß er sehr wenig und war daher die ideale Ergänzung einer Wohngemeinschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, sich so kostengünstig und umweltbewusst wie nur möglich durchs Leben zu schnorren.
Simone und Sepp hatten noch einen dritten Mitbewohner namens Dan und in ihren Augen gab es nirgendwo einen prächtigeren Kerl. Dan war ein Schweizer Asylbewerber, den sie wie einen Sohn in ihren Kreis aufgenommen hatten und nun gewillt waren, ihn bis zum Tage seiner legalen Aufenthaltsgenehmigung aufzupäppeln, um ihn dann schlussendlich als vollwertiges Mitglied in ihre kleine Familie aufzunehmen.
Simone und Sepp hatten alles was sie wollten, doch sie hatten auch ein Geheimnis. Und daß es jemand aufdecken könnte war ihre größte Sorge. Einfach unerträglich wäre es, wenn die Sache mit dem Gildas herauskommen würde. Gildas war nämlich das vierte Mitglied dieser außergewöhnlichen Wohngemeinschaft, auch wenn Simone stets und unnachgiebig behauptete, er existiere gar nicht. Und sie hatte allen Grund dazu, wie sie meinte. So stand nämlich das makellos alternative Image dieser WG auf dem Spiel, wenn jemand herausfinden würde, daß doch, im Schoße dieser selbsternannten Umweltaktivisten, ein ganz und gar merkwürdiger und kaum in gängige Schemata passender Jemand saß und sich an deren Abglanz aus alternierender Meinungsbildung und meinungsbildender Andersartigkeit labte.

Fast zehn Monate waren vergangen seit Simone und Sepp die Haustür geöffnet und auf ihrer Schwelle ihren so unpassenden Mitbewohner gefunden hatten, doch der Schwarze Bär hatte sich in dieser Zeit kaum verändert. Wenn die Sonne aufging tauchte sie dieselben chaotisch drapierten Blumenkästen in ihr Licht und ließ das selbe Blechschild mit der Nummer 1 über der Tür erglimmen. Schließlich krochen ihre Strahlen in die Wohnküche. Dort sah es fast so aus wie an jenem Tag, an dem Sepp bei Gildas' Ankunft mit einem hellen Schrei in Ohnmacht fiel und Simone mit einem Kehrbesen versuchte das Ungeziefer wieder aus der Wohnung zu buxieren. Doch es nützte nichts. Bereits wenige Tage später hatten sich Simone und Sepp ihrem Schicksal ergeben und sperrten Gildas in ein Zimmer ein, das die Größe eines Besenschrankes kaum übertraf.
Auch Gildas selbst akzeptierte sein hartes Los recht schnell, denn er verstand es innerhalb kürzester Zeit aus seiner unbewohnbaren Besenkammer eine bewohnbare zu machen. Er schmuggelte heimlich allerlei Baumaterialien aus dem Heimwerkermarkt in sein Loch und bastelte unablässig an allerlei Diversitorien, bis schließlich ein Hochbett, ein Podest und eine kleine Sofaecke entstanden. Bei dem zur Verfügung stehenden Platz war es schier ein Wunder wie er all das bewerkstelligte. Tante Simone und Onkel Sepp hatten das ganze Prozedere mit einer gewissen Gleichgültigkeit verfolgt, doch hofften sie, daß, wenn das Kabuff möglichst wohnlich gestaltet würde, Gildas vielleicht nie wieder dort herauskäme. Doch zu ihrem sprachlosen Entsetzen führte er fortan ein mehr oder weniger gewöhnliches WG-Leben, mischte an gemeinsamen Unternehmungen wie essen und staubsaugen mit und schaffte es sogar fast immer total pünktlich die Miete zu überweisen.
Der Grund weshalb Simone und Sepp mit allen nur erdenklichen Mitteln versuchten die Existenz von Gildas geheim zu halten, war, daß er teilweise ganz und meistens sogar gar nicht an der Alternativität dieser WG teilnahm. So waren ihm die wöchentlichen Diskussionsrunden ein Graus, in der darüber debattiert wurde, ob ein Teebeutel nun Bio- oder Kombimüll sei. Gildas war das relativ wumpe. Außerdem zeigte er keinerlei Interesse an Tante Simones Sitzstreik vor dem neuen Rathaus, zur Aufklärung über die schonungslose Ausbeutung wehrloser Nutzpflanzen. Dies alles und noch viel mehr, trug dazu bei, daß Gildas ein recht unbehelligtes Leben in dieser ominösen Wohngemeinheit führen konnte. Wenn die anderen ihn gerade nicht beachteten, ignorierten sie ihn einfach und wenn er einmal allein sein wollte, brauchte sich Gildas keine Sorgen zu machen, zur Kenntnis genommen zu werden.
Diese Mischung aus subversivem Alternativismus auf der einen und nonchalante Unbekümmertheit auf der anderen Seite führte dazu, daß der arme Leser erst einmal das Wort "nonchalant" nachschlagen muss, da er doch meint, daß dies nur ein Synonym für "Unbekümmertheit" sei und daher in diesem Satz überhaupt keinen Sinn macht. Aber um nicht den Faden zu verlieren, führte besagtes Mischungsverhältnis zu einem nahezu explosiven Konglomerat deren Schicksalsfunke, in Form von harmlos wirkenden Schmerztabletten, an einem schwülen Mittwochabend den Weg in diese bemitleidenswerte Wohngemeinschaft fand.