Kapitel 5: Der doofe Döner
Hier nun das vorerst letzte Kapitel zu diesem intergalaktischen WG-Zwiespalts-Roman, mit einem spektakulär unspektakulären Cliffhänger, der es gilou verzeihen lässt, eine kreative Pause einzulegen, damit er Surfen gehen kann, um Groupies abzuschleppen (seine Frau und sieben Kinder sind damit einverstanden!).
gilou, der sogenannte Autoren wie Dan Brown, Wolfgang Hohlbein, Martin Walser und Andreas Eschbach furchtbar unmodern aussehen lässt...
Gildas Gerdes und die Bröse Buhme
Kapitel 5: Der doofe Döner
Erschöpft und frustriert kehrte Gildas am frühen Abend zum Schwarzen Bären zurück. Seiner Stimmung entsprechend, zogen dunkle Regenwolken auf, die das goldene Licht des nahen Sonnenunterganges vollends verschluckten und stattdessen eine triste, graue Szenerie zeichneten, die der des nahen Ihmezentrums in nichts nachstand.
Bevor Gildas den beschwerlichen Weg in das dritte Obergeschoss antrat, machte er noch einen kleinen Abstecher zu seinem Lieblingsdönerverschlag "Happy Döner - Hier immer Döner gut". Dieser zweifelhafte Imbiss machte mit einem Dönerkampfpreis von 2 Euro Umsatz, doch war sich Gildas sicher, daß da noch auf andere und vielleicht nicht ganz legale Art und Weise Geld verdient wurde.
"Hallo Nachbar!" wurde Gildas vom, ihm so vertrauten, Dönermenschen hinter der Theke begrüßt. Seit Jahren schon war dieser Laden Gildas' Anlaufstelle, wenn er mal keine Lust hatte sich eine Tiefkühlpizza aufzuwärmen oder mit Maggifix ein leckeren Instantgericht zu zaubern.
"Einen Döner mit Lamm bitte --- und Currysauce", fügte er hastig hinzu, da der Dönerverkäufer sich nie merken konnte, daß Gildas Tzatziki verabscheute.
"Zazickie-Scharf?", fragte der Dönermann mit einem treudoofen, jedoch ernsthaft freundlichen Grinsen und war gerade dabei mit seinem Löffel in dieser teuflischen Griechengrütze zu rühren.
"Nein, Curry, bitte", sagte Gildas mit nachdruck und sehr unfreundlich, wie er selbst feststellte.
Der Dönertyp schälte das Lammfleisch vom Dönerspieß, holte das Brot aus der Grillpresse und schaffte es, in einem Moment von Gildas' Unaufmerksamkeit, mit seiner spektakulären Ignoranz das Dönerbrot mit Tsazziki einzuschmieren. Als Gildas das Drama erkannte, war es schon zu spät. Einerseits fehlte ihm in diesem Moment die Energie gegen diese Ungerechtheit zu protestieren, andererseits dachte er sich, daß dies doch ganz gut in diesen, seinen, schlimmsten Tag aller Zeiten reinpasste.
Als es bei der Finalisierung des Döners darum ging dem Fleisch durch einen Kleks Sauce noch die Krönung zu verpassen, reagierte Gildas garnicht mehr bei der Frage nach Tsatzikki und sagte einfach nur noch resigniert:
"Mir doch egal, du Wurst!"
Einen sichtlich beleidigten und irritierten Dönerandreher später, schlurfte Gildas deprimiert die Treppe hinauf, mit der festen Absicht sich in seinen Besenschrank einzuschließen und die Tauben im Innenhof mit Zaziki zu beschmeißen.
Dieser Arbeitstag war wahrlich nicht gut gelaufen. Der Besitzer des Cinemaxx am Raschplatz mokierte sich ob der schlechten Qualität der ollen Kamellen.
"Die sind ja noch nichtmal zwanzig Jahre alt! Ich nehm die erst, wenn die schon mindestens dreimal bei RTL II im Nachtprogramm gelaufen sind!"
Das waren jedenfalls die Worte, mit denen Gildas wortlos hinausgeworfen wurde, mit dem Nachruf, daß er eine solche Qualität im Programmkino abliefern könne, aber nicht in Deutschlands größter Kinokette. Deprimierenderweise musste sich Gildas eingestehen, daß der Mann vollkommen recht hatte. Die ollen Kamellen waren noch nicht einmal unter aller Sau. Höchstens das unterirdische Niveau der Thomas Gottschalk - Filme hatten sie erreicht und auch die müssten sicher noch die nächsten sieben Jahre im Keller verstauben, bevor sie unbeabsichtigten Kultstatus erreichten.
Als Gildas zurück in die Firma gekommen war, wurde er gleich zu seinem Chef ins Büro zitiert, wo er sich ein gesalzenes Donnerwetter anhören musste. Der Besitzer vom Cinemaxx persönlich habe angerufen und damit gedroht den Lieferanten zu wechseln. Wie Gildas es sich denn vorstelle das wieder gut zu machen, wurde er von seinem Chef gefragt und da Gildas' Knie in diesem Moment gerade wieder höllisch anfing zu schmerzen, fühlte er sich umso mehr ungerecht behandelt und so platzte ihm unversehens der Kragen.
Er konnte im nachhinein nicht mehr genau sagen mit welchen Worten er seinen Arbeitgeber bedachte, nur, daß es nun als sehr unwahrscheinlich erschien, daß Gildas jetzt nach wie vor von seinem "Arbeitgeber" sprechen konnte. Mit zornesrotem Gesicht war er aus dem Büro getürmt und konnte schon Sekunden später nicht begreifen, was denn da eben gerade passiert war. Er war sogar kurz drauf und dran zurückzukehren und sich bei seinem Chef dafür zu entschuldigen, doch sein Stolz machte diesen Plan flux zunichte.
Als Gildas gut die Hälfte der Stufen zu seiner Wohngemeinheit bewältigt hatte, musste er kurz keuchend und erschöpft stehen bleiben, da sein Knie, ob der noch vorliegenden Treppen, schmerzvoll zu rebellieren begann und es für einen kurzen Moment unerträglich schien auch nur einen Schritt weiter zu tun.
Resigniert schüttelte Gildas den Kopf und griff in seine Jackentasche, mit der festen Absicht Lala-Links eine Chance einzuräumen. Mit zitternden Händen schraubte er den Schraubverschluss auf und griff sich, nachdem er einen Blick auf seine Mondtabelle geworfen hatte, die er selbstverständlich immer bei sich führte, zwei kleine Pastillen heraus und arbeitete sie in den Döner ein, damit es besser flutschte.
Doch bevor er sich überwinden konnte in die tsatssicki-verseuchte Fladentasche zu beißen, beschloss Gildas sich ersteinmal nach oben zu kämpfen, um sein Mal in aller Ruhe in seinem Zimmer hinunterzuwürgen.
Als der humpelnde Hugo hechelnd an der Wohnungstüre ankam, wurde sie auch sogleich von der wilden Furie aufgerissen:
"HAST DU HEUTE MORGEN GEDUSCHT?! DAS BAD SIEHT WIEDER AUS WIE SCHEIßE UND MEINE PFLANZEN WÄREN FAST ERSOFFEN, WEIL DU ES MAL WIEDER VOLL VERPEILT HAST DEN DUSCHVORHANG RICHTIG ZUZUZIEHEN!!!"
Es gab in dieser Öko-Wohngemeinschaft praktisch keinen Raum, in dem nicht eine von Tante Simones Lieblingen wucherte und so war es kaum verwunderlich, daß sich für sie immer eine Gelegenheit fand am Umgang mit ihren grünen Freunden herumzumerkeln.
Tante Simones, vor hemmungsloser Empörung, puterrotes Gesicht warf einen Blick auf den Döner, den Gildas in der Hand hielt, schnappte ihn sich so schnell, daß er garnicht reagieren konnte und stampfte samt ihrer Beute in ihr Zimmer. Verwirrt lief Gildas hinterher, um sich zu beschweren, doch als er in Tante Simones Zimmer trat, war der Anblick, der sich ihm bot derart grotesk, daß ihm seine empörte Reaktion im Halse stecken blieb.
Simone war gerade dabei ihre neue Pflanze "Echeveria gigantea" oder kurz "Gigi", wie Simone sie liebevoll nannte, umzutopfen. Dabei vergrub sie jedoch den Döner mit in die Erde, aus Gründen, die Gildas absolut schleierhaft waren.
"Was zum...? Wieso?......hää?" stammelte Gildas.
"Gigi braucht ein paar Hormone und ich habe gehört, daß die in Lammdönern besonders angereichert sind." antwortete Simone brüsk, ohne auch nur aufzusehen.
Schließlich nahm die Mutter aller Pflanzen ihren neuen Schützling behutsam aus seiner alten Behausung heraus und topfte ihn in den neuen, weitaus größeren, Blumentopf um.
Gildas schüttelte nur den Kopf und schlurfte ein wenig deprimiert, aber auch ein bisschen erleichtert, aus Simones Zimmer hinaus.
'So wollte es vielleicht das Schicksal', dachte er bei sich, 'daß ich diese Tabletten lieber nicht nehmen sollte.'
Als Gildas eine halbe Stunde später auf dem Gesims seines Fensters saß und die Innenhoftauben mit alten Wachsresten seiner total alternativen Tropfkerzen bewarf, dachte er nocheinmal über Lala-Links nach.
Was zum Kuckuck hatte sich Dr. Dope dabei gedacht, ihm dieses ominöse Medikament mitzugeben, was zudem eine eigene Persönlichkeit zu haben schien? Er konnte doch nicht allen ernstes erwarten, daß Gildas bedenkenlos etwas schlucken würde, das ihm beim Namen nennt.
Als Gildas lange nach Mitternacht im Bett lag, mit der Gewissheit am nächsten Vormittag wieder viel zu spät zur Arbeit zu erscheinen, drehten sich seine Gedanken immer noch um dieselbe Sache. Er konnte einfach nicht begreifen, was denn da mit seinem Verstand passiert war, als er vor diesem abrissreifen Haus gestanden hatte, nachdem er doch noch eine halbe Stunde zuvor einen hochmodernen, gläsernen Gebäudekomplex betreten hatte.
Doch irgendwann drehten sich seine Gedanken so lange im Kreis, daß dies eine einschläferne Wirkung hatte und Gildas im nächsten, ihm bewussten Moment, wieder vor der Pforte seiner luziden Träume stand.
In der wirklichen Welt, die eine dunkle Szenerie zeichnete, in der unser Pantoffelheld schlafend in seinem Hochbett lag, lediglich beleuchtet vom schwachen, bläulichen Licht, daß spärlich seinen Weg durch einen Vorhangspalt fand, bemerkte Gildas nicht, wie die zierlichen, tentakelähnlichen Pflanzenarme unter dem Türspalt hervorkrochen und sich langsam kriechend ihren Weg in die Finsternis bahnten.
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