gilou @ wurstwaren

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Dienstag, August 15, 2006

Kapitel 2: Das Fluchknie



Der Wahnsinn geht weiter! In diesem Kapitel erfährt der werte Leser, worauf Gildas am liebsten reitet und was seine Lieblingsfarbe ist (Fragen, nach denen seine Groupies förmlich lächzen!).
Viel Spaß beim Lesen des zweiten Kapitels dieses überaus tollen WG-Katastrophen-Romans!

gilou


Gildas Gerdes und die böse Blume



Kapitel 2: Das Fluchknie


Fliegen war eine von Gildas' Spezialitäten. Wenn er wollte, öffnete er einfach das Fenster zu seinem total taubenverpesteten Innenhof, stellte sich kerzengerade auf die Balustrade und hob, ohne einmal nach unten geschaut zu haben, ab. Die turtelnden Tauben glotzten ihm mit verwirrt nervösen Blicken nach, wie er sich Pirouetten drehend in den Himmel emporschraubte. Und wenn ihm erst einmal der Wind durch seine Locken strich und ihn der Duft des kokainverseuchten Brackwassers der nahen Ihme in der Nase kitzelte, ja dann wurde Gildas bewusst, daß ihm zum vollkommenen Glück nur noch ein Mädchen in den Armen fehlte. Luzide Träume waren etwas wunderbares und in der wirklichen Welt hatte er in Peter Moosleitners Magazin, einer besseren Bildzeitung von und für Pseudowissenschaftler, gelesen, daß es zwei Dinge gibt, die Männer bei einem selbst bestimmten Traum am liebsten ausprobieren. Fliegen und ficken. Letzteres stand noch auf seiner Liste, wurde es in der Vergangenheit doch immer durch unglücklichste Umstände verhindert. Doch diesmal sollte es anders sein. Wenn es schon während des Fliegens nicht klappte, dann vielleicht auf dem Rücken eines Seepferdchens. Das waren jedenfalls die Gedanken, welchen sich Gildas hingab, als er todesmutig in die braun blubbernde Bracke der Ihme eintauchte und ein Seepferdchen heimsuchte, auf dessen Rücken er sich nun endlich auf die Suche nach einer Frau machen konnte.
Die ersten Meter, die Gildas von dem Pferd in die Tiefe gerissen wurde, waren noch schlammig und undurchsichtig. Er konnte kaum den geschuppten Hals erkennen, an den er sich klammerte, doch schon eine kurze Weile später, nachdem sie Einkaufswagen und Autoreifen ausgewichen waren, wurde das Wasser langsam klarer, bis es schließlich den Blick auf eine sonnendurchflutete Unterwasserlandschaft freigab, die genauso gut einer Betriebsanleitung eines automatischen Brotbackautomatens hätte entsprungen sein können. Das submarine Maultier machte nun langsamere Fahrt und ließ Gildas so genug Zeit die technokraten Wunder dieser Unterwasserwelt, mit seinen forschenden Blicken, näher zu erkunden.
Zunächst fiel es Gildas schwer klare Formen in diesem bizarren Muster aus schlacküberzogenen Betonblöcken und hoffnungslos verrosteten Metallverstrebungen zu erkennen, doch schon bald wurde ihm klar, wo er so etwas schon einmal gesehen hatte. Dies musste der unter Wasser liegende Teil des Ihmezentrums sein. Ja, jetzt sah er es ganz deutlich. Dieser Stilmix aus sowohl farblicher wie auch baustoffmäßiger Geschmacklosigkeit und sinnlos ins Leere laufender Rolltreppen war unverkennbar. Das Schuppenpony führte Gildas nun immer tiefer in dieses Spritzbetonlabyrinth und jetzt erkannte er, daß hier etwas nicht stimmen konnte. Dies war nicht nur ein namenloses Konstrukt, welches diesem 60er-Jahre-Zweckbau die nötige Stabilität bieten sollte, um trotzig und unzerstörbar in den Himmel ragen zu können, nein, hier hatten scheinbar einmal Menschen gelebt.
Vorbei schwamm er an überwachsenen Parkbänken und kleinen Laternenmasten, die, ein wenig grotesk, aus dem Schlamm des Flussbodens emporragten. Er befand sich in einer geisterhaften Einkaufspassage, denn jetzt konnte er auch links und rechts von sich die blinden Fenster einstiger Geschäfte erkennen, die teilweise zerbrochen, teilweise aber auch unversehrt, mit allerlei Schriftzügen erloschener Leuchtreklamen, versuchten ihre Kunden anzulocken. Je tiefer das Fischpferd, mit Gildas auf seinem unbequemen Rücken, in diesen Konsumtempel vergangener Zeiten drang, desto dunkler und unscheinbarer wurden die Umrisse dieser schaurigen Szenerie. Während sich Gildas mit zunehmender Finsternis immer verkrampfter an Pferdchens verschuppten Rücken klammerte, schossen ihm allerlei Fragen durch den Kopf. Was machte eine komplette Einkaufspassage hier meterweit unter der Oberfläche dieses zweifelhaften Flusses? War das Ihmezentrum in den glorreichen 60ern vielleicht einmal bedeutend höher gewesen und ist erst mit den Jahrzehnten Stück für Stück im Schlamm versunken? Gab es hier nen Puff? Doch bevor Gildas der letzten Frage genauer nachgehen konnte, erweckte etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Das Tageslicht war nun fast vollends verschwunden, doch in der Ferne konnte er einen grünlichen Schimmer ausmachen, der sich auf einer der Betonwände abzeichnete. Als er näher heran schwamm erkannte er, daß dieser Schein zu pulsieren schien -- mit der Regelmäßigkeit eines Herzens.
Jetzt war Gildas nur noch wenige Meter von dem Leuchten entfernt und er konnte eine schwere, eiserne Tür erkennen, die ein wenig geöffnet war und aus dessen Spalt das wummernde Licht in diese beklemmende Düsternis kroch. Der schuppige Körper des Seepferdchens begann kurz und furchtsam zu zucken und dann, ohne Vorwarnung, warf es seinen Reiter mit einem gewaltigen Schlag seines Schwanzes ab und verschwand wild wiehernd in der Dunkelheit. Gildas blieb benommen treibend zurück und brauchte ein paar Sekunden, um das eben geschehene zu verarbeiten. Doch dann fiel sein Blick wieder auf das mysteriöse Leuchten und Gildas entschloss sich seine ärmlichen Schwimmkenntnisse (er war über Seepferdchen nie hinausgekommen), dazu zu nutzen, diesem Geheimnis auf eigene Faust auf den Grund zu gehen. Mit unbeholfenen Schwimmbewegungen schwebte er langsam auf die Tür zu, welche, jetzt als er näher kam, trotz starker Korrosion, immer noch einen sehr massiven Eindruck machte. Endlich konnte Gildas eine Hand ausstrecken und sich an der Türklinke festhalten, um sich dann mit einem langen letzten Zug heranzuziehen.
Der Anblick der Tür hatte ihn nicht getäuscht. Sie war wirklich sehr massiv. Es erforderte all seine Kraftreserven, um den Spalt noch ein wenig weiter aufzudrücken, damit er hindurchschlüpfen konnte. Ganz langsam und vorsichtig drückte sich Gildas durch die sich ihm bietende Öffnung, um sich ja nicht an den teils scharfen Roststellen zu verletzen. Als er endlich hindurch war drehte er sich langsam um, in die Richtung, in der er die Quelle dieses unheimlichen Leuchtens vermutete. Doch im selben Moment, in dem Gildas mit schreckerstarrtem Blick dieses groteske Etwas sah, das der Ursprung dieses Lichtes war, fuhr ein gellender Schrei, nicht seiner, durch diese grauenhafte Szenerie und ließ ihn stumm, aber vor Schreck zuckend, aus seinem bizarren Traume erwachen.

Es dauerte etwas bis Gildas seine, durch die letzten Augenblicke, herumgewirbelten Gedanken ordnen konnte und realisierte, daß er gerade kerzengerade und schweißnass in seinem Hochbett saß. Jetzt spürte er auch den Schmerz in seinem linken Knie, der sich unangenehm pulsierend bemerkbar machte. Seitdem er denken konnte (mit 14 Jahren), hatte er zwei kleine Narben links und rechts neben der Kniescheibe. Er hatte Tante Simone und Onkel Sepp mehrmals gefragt, ob sie wüssten woher er sie hatte, doch stets taten sie so als hätten sie seine Frage nicht gehört. Gildas hatte bereits gemerkt, daß sein Knie immer dann anfing zu schmerzen, wenn ein großes Ereignis oder eine bedeutende Veränderung in seinem Leben bevorstand, wie der Neuauflage von "Raumschiff Enterprise" oder, erst kürzlich, das musikalische Comeback von David Hasslehoff. Doch bevor Gildas sich fragen konnte, was es denn diesmal sein könnte, ertönte erneut das wild herumschreiende Organ, welches ihn bereits eben aus seinem Albtraum gerissen hatte. "GIIIILLLDAAAAASSS!!! SPÜHL GEFÄLLIGST DEINE PFANNE AB NACHDEM DU SIE BENUTZT HAST!!!"
Es war Tante Simone, die sich, wie jeden Morgen, über den erbärmlichen Zustand der Wohnküche ausließ. Da Gildas wusste, daß da mit Simone nicht zu spaßen war, stieg er hastig und mit schmerzverzerrtem Gesicht von seinem Hochbett herunter, zog sich fluchs an, öffnete die Zimmertür und hastete humpelnd in die Küche. Dort fuchtelte die furiose Furie mit einer vollkommen verpekten Pfanne herum. "Wie oft habe ich dir schon gesagt, daß die Pfannen SOFORT nach dem braten abgespült werden?!" presste Tante Simone zwischen ihre knirschenden Zähne hervor. Ihr ohnehin schon purpurnes Gesicht bekam nun, durch diverse Wutfalten um die Augen herum, eine zusätzliche Dramatik, die Gildas dazu veranlasste ihr sofort die Pfanne aus der Hand zu nehmen, um sie in der Spüle zu bearbeiten, obwohl er genau wusste, daß nicht er es gewesen war, der dieses Kochgerät in seinen derzeitigen Zustand versetzt hatte. Unverkennbar waren die Currywurstreste, die entstanden, wenn der Schweizer Dan mal wieder versuchte ruhrpöttische Spezialitäten in seinen degenerierten Speiseplan aus Kaiserschmarrn und Germknödel einfließen zu lassen. Daß man eine Currywurst auf dem Grill zubereitet, darüber hatte Gildas ihn schon erfolglos aufzuklären versucht, doch Dan hatte einen Heidenspaß dabei seine Tiefkühlwürste in der Pfanne zu traktieren, immer mit dem Ergebnis: Innen gefroren, außen verkohlt. Dies tat seiner Begeisterung über die deutsche Küche jedoch keinen Abbruch.
Während Gildas noch wild schrubbend der Pfanne zusetzte, kam besagter Wurstjongleur auch schon in die Küche gewackelt.
"Gudn mörgn!" lies Dan verlauten und fügte mit einem gewinnenden Lächeln hinzu:
"I hob uns ne läggre Sittronensubbe gebastelt."
Sofort war Simones schlechte Laune wie weggeblasen. Sie kramte drei noch gerade so saubere Teller aus dem Schrank und rief Onkel Sepp in die Küche, der sich bereits seit Wochen nur von Rauchkraut und Räucherlachs ernährt hatte. Zehn Minuten später kam Sepp in die Küche geschlurft, peilte die Lage und setzte sich nach einer viertel Stunde an den Küchentisch, wo bereits ein dampfender Teller Danscher Zitronensuppe auf ihn wartete. Nun begann es auch in Gildas' Magen heftig zu rumoren und so schnappte er sich nen Teller, zupfte eine tote Spinne von dessen Rand und griff erwartungsvoll zur Suppenschüssel. Doch Tante Simone war schneller, zog die Schüssel an sich und stakste aus der Küche. Gildas musste mit ansehen wie Simone in ihr Zimmer schritt und die restliche Suppe in den Topf ihrer neuesten Errungenschaft goss.
Echeveria gigantea war eine mexikanische Schlingpflanze, deren einzige Blüte einen herrlichen Duft nach süßen Holzraspeln versprühte. Außerdem war der Saft ihrer dicken, fleischigen Blätter, laut Tante Simone, hervorragend zur Behandlung von infektiösen Wunden geeignet und hatte außerdem, noch nicht näher erforschte, halluzinogene Wirkungen.
Während Dan, Simone, Sepp und die Blume ihre Zitronensuppe zu ende schlürften, machte sich Gildas ein Glas Wasser in der Mikrowelle warm. "Auch nicht schlecht", dachte er sich dabei, denn er war seit nunmehr fast einem Jahr ein karges Leben wie dieses mehr als gewohnt. Andererseits hatte Gildas gerade ohnehin keine Zeit sich selbst zu bemitleiden, da sein Knie nun immer stärker zu schmerzen begann. So stark war diese Krux seit Jahren nicht mehr gewesen. Konnte das etwas Bestimmtes zu bedeuten haben? Stünde vielleicht abermals eine große Veränderung in seinem Leben ins Haus? Ein Mädchen?
Doch so schnell dieser letzte verlockende Gedanke in sein Bewusstsein einlass fand, so schnell schickte er ihn auch wieder fort. Aus Erfahrung wusste er, daß solche süßen Ideen schnell zum Bumerang werden konnten, wenn man nicht aufpasste.

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Rülps,kotz,furz. Es ist ja nicht auszuhalten. Jetzt schreibt überhaupt keiner mehr kommentare.

-Mein Eimer ist schon wieder voll-

Samstag, August 19, 2006 1:15:00 AM  
Blogger gilou said...

Scheiße! Stimmt!
Ich spring am besten gleich aus dem Fenster
und geh fliegen

keiner hat mich lieb.... mist!

Euer gilou

Samstag, August 19, 2006 1:32:00 AM  

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