Kapitel 1: Ein neuer Mitbewohner
Da gilous Frau und seine sieben Kinder in den Urlaub getrampt sind, bleibt dem großkotzigsten Autor der Welt nichts anderes übrig, als wieder einen großen Groschenroman zu schreiben.
Ab jetzt gibt es jeden Dienstag ein neues Kapitel zu gilous neuestem "WG-Überlebens-Schmöker" mit dem Titel "Gildas Gerdes und die böse Blume".
Parallelen zu einem kommerziell erfolgreichen Kinderbuch sind nicht beabsichtig und wenn doch, dann rein zufällig, aber bestimmt nicht gewollt, es sei denn es hat an der Stelle gerade dramaturgisch Sinn gemacht, was jedoch lediglich fünfunfünfzig Mal der Fall war....im ersten Kapitel.
Viel Spaß Euch!
Gildas Gerdes und die böse Blume
Kapitel 1: Ein neuer Mitbewohner
Simone und Sebastian, im Schwarzen Bären Nummer 1, waren stolz darauf ganz und gar alternativ zu sein. Sehr stolz sogar. Niemand wäre auf die Idee gekommen, sie könnten sich in eine merkwürdige und geheimnisvolle Geschichte verstricken, denn mit solchem Unsinn wollten sie nichts zu tun haben.
Simone war Studentin der Geographie und ihr liebstes Steckenpferd war es allerlei Pflanzen zu züchten. Ihre, wie selbstverständlich, rot gefärbten Haare waren zu einem chaotischen Knäuel aus Dreads und Flusen zusammengebunden. Ihre zierliche Gestalt endete in einem Stupsnäschen, welches immer darauf bedacht war, den Gestank, der aus dem bereits seit Wochen überquellenden Biomüllbeutel kam, zu ignorieren.
Sebastian oder einfach nur Sepp, war dünn und hatte doppelt soviel Hals wie notwendig gewesen wäre, was allerdings sehr nützlich war, denn so konnte er den Kopf möglichst weit aus dem Fenster recken und wüste Schimpftiraden auf die Capitol-Gänger loslassen. Außerdem aß er sehr wenig und war daher die ideale Ergänzung einer Wohngemeinschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, sich so kostengünstig und umweltbewusst wie nur möglich durchs Leben zu schnorren.
Simone und Sepp hatten noch einen dritten Mitbewohner namens Dan und in ihren Augen gab es nirgendwo einen prächtigeren Kerl. Dan war ein Schweizer Asylbewerber, den sie wie einen Sohn in ihren Kreis aufgenommen hatten und nun gewillt waren, ihn bis zum Tage seiner legalen Aufenthaltsgenehmigung aufzupäppeln, um ihn dann schlussendlich als vollwertiges Mitglied in ihre kleine Familie aufzunehmen.
Simone und Sepp hatten alles was sie wollten, doch sie hatten auch ein Geheimnis. Und daß es jemand aufdecken könnte war ihre größte Sorge. Einfach unerträglich wäre es, wenn die Sache mit dem Gildas herauskommen würde. Gildas war nämlich das vierte Mitglied dieser außergewöhnlichen Wohngemeinschaft, auch wenn Simone stets und unnachgiebig behauptete, er existiere gar nicht. Und sie hatte allen Grund dazu, wie sie meinte. So stand nämlich das makellos alternative Image dieser WG auf dem Spiel, wenn jemand herausfinden würde, daß doch, im Schoße dieser selbsternannten Umweltaktivisten, ein ganz und gar merkwürdiger und kaum in gängige Schemata passender Jemand saß und sich an deren Abglanz aus alternierender Meinungsbildung und meinungsbildender Andersartigkeit labte.
Fast zehn Monate waren vergangen seit Simone und Sepp die Haustür geöffnet und auf ihrer Schwelle ihren so unpassenden Mitbewohner gefunden hatten, doch der Schwarze Bär hatte sich in dieser Zeit kaum verändert. Wenn die Sonne aufging tauchte sie dieselben chaotisch drapierten Blumenkästen in ihr Licht und ließ das selbe Blechschild mit der Nummer 1 über der Tür erglimmen. Schließlich krochen ihre Strahlen in die Wohnküche. Dort sah es fast so aus wie an jenem Tag, an dem Sepp bei Gildas' Ankunft mit einem hellen Schrei in Ohnmacht fiel und Simone mit einem Kehrbesen versuchte das Ungeziefer wieder aus der Wohnung zu buxieren. Doch es nützte nichts. Bereits wenige Tage später hatten sich Simone und Sepp ihrem Schicksal ergeben und sperrten Gildas in ein Zimmer ein, das die Größe eines Besenschrankes kaum übertraf.
Auch Gildas selbst akzeptierte sein hartes Los recht schnell, denn er verstand es innerhalb kürzester Zeit aus seiner unbewohnbaren Besenkammer eine bewohnbare zu machen. Er schmuggelte heimlich allerlei Baumaterialien aus dem Heimwerkermarkt in sein Loch und bastelte unablässig an allerlei Diversitorien, bis schließlich ein Hochbett, ein Podest und eine kleine Sofaecke entstanden. Bei dem zur Verfügung stehenden Platz war es schier ein Wunder wie er all das bewerkstelligte. Tante Simone und Onkel Sepp hatten das ganze Prozedere mit einer gewissen Gleichgültigkeit verfolgt, doch hofften sie, daß, wenn das Kabuff möglichst wohnlich gestaltet würde, Gildas vielleicht nie wieder dort herauskäme. Doch zu ihrem sprachlosen Entsetzen führte er fortan ein mehr oder weniger gewöhnliches WG-Leben, mischte an gemeinsamen Unternehmungen wie essen und staubsaugen mit und schaffte es sogar fast immer total pünktlich die Miete zu überweisen.
Der Grund weshalb Simone und Sepp mit allen nur erdenklichen Mitteln versuchten die Existenz von Gildas geheim zu halten, war, daß er teilweise ganz und meistens sogar gar nicht an der Alternativität dieser WG teilnahm. So waren ihm die wöchentlichen Diskussionsrunden ein Graus, in der darüber debattiert wurde, ob ein Teebeutel nun Bio- oder Kombimüll sei. Gildas war das relativ wumpe. Außerdem zeigte er keinerlei Interesse an Tante Simones Sitzstreik vor dem neuen Rathaus, zur Aufklärung über die schonungslose Ausbeutung wehrloser Nutzpflanzen. Dies alles und noch viel mehr, trug dazu bei, daß Gildas ein recht unbehelligtes Leben in dieser ominösen Wohngemeinheit führen konnte. Wenn die anderen ihn gerade nicht beachteten, ignorierten sie ihn einfach und wenn er einmal allein sein wollte, brauchte sich Gildas keine Sorgen zu machen, zur Kenntnis genommen zu werden.
Diese Mischung aus subversivem Alternativismus auf der einen und nonchalante Unbekümmertheit auf der anderen Seite führte dazu, daß der arme Leser erst einmal das Wort "nonchalant" nachschlagen muss, da er doch meint, daß dies nur ein Synonym für "Unbekümmertheit" sei und daher in diesem Satz überhaupt keinen Sinn macht. Aber um nicht den Faden zu verlieren, führte besagtes Mischungsverhältnis zu einem nahezu explosiven Konglomerat deren Schicksalsfunke, in Form von harmlos wirkenden Schmerztabletten, an einem schwülen Mittwochabend den Weg in diese bemitleidenswerte Wohngemeinschaft fand.
5 Comments:
¡Hola Gildas!
Ich bin immer wieder begeistert von
Deinen geistigen Ergüssen. Andererseits
bin ich auch fest davon überzeugt das in
Dir ein ganz gefährlicher Psychopath schlummert...
;)
Greetz
Da hast Du in der Tat wohl nicht ganz unrecht, mit Deiner Psychoanalyse. Ich hoffe aber, daß ich wenigstens die Bullen nach wie vor überzeugen kann, daß meine Familie wirklich nur im Urlaub ist... (von dem sie nie nie wieder zurückkommen wird) >)
gilou
grüß das Rockhaus von mir, samt Inhalt (den ollen Mitvierziger-Rockern und den 16-jährigen Vorschulkiddies) ;)
also am besten fand ich die "Nonchalant" Nummer...des war rrrrichtig gut
Ich könnt mich schon wieder bekotzen. Das ist ja die reinste Arschkriecherei in dem Sumpf der Kommentare.
Lord Biggock
Bekotz Dich woanders Du wurst!
Außerdem sind anonyme doof und feige und auch doof.
g.
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