Ein kleines bisschen Horrorshow
Ich erwachte aus wirren Traeumen. Ueber mir hing mein Moskitonezt und regte sich seicht wie Geisterschwaden im naechtlichen Zwielicht, dass durch die Ritzen der vergitterten Fenster fiel. Ich fragte mich einen Moment, was mich eigentlich zu so frueher Stunde geweckt hatte. Dann hoerte ich das Geraeusch. Ich konnte zunaechst nicht genau sagen was ich da eigentlich vernahm. Es klang zunaechst fremd in meinen Ohren, wie ein Laut, der einfach nicht in diese naechtliche Szenerie passen wollte. Ich meinte etwas durch das Fenster direkt hinter dem Kopfende meines Kolonialbettes zu hoeren. Was war das nur? Es klang ein wenig nach jemandem, der gerade seinen Rucksack packte. Oder Etwas. Ein laotischer Werwolf?! Pflegten laotische Werwoelfe des Nachts vor Gaestehausfenstern Rucksaecke zu packen? Ich konnte das kaum glauben, aber wer weis? Waehrend mein Herz in unregelmaessigen Schlaegen anfing heftiger und rasender zu pochen, ueberlegte ich krampfhaft, was ich in Harry Potter ueber Werwoelfe gelesen hatte. War denn nicht gerade erst vor eine Woche Vollmond gewesen? Oder folgten laotische Werwoelfe vielleicht ganz anderen Regeln? Vielleicht waren sie garnicht auf der Suche nach menschlichem Fleisch, sondern packten tatsaechlich viel lieber Rucksaecke...... vor den Fenstern nichtsahnender Touristen, um ihnen auf diese subtile Art und Weise das Fuerchten zu lehren. Wer konnte das schon mit Bestimmtheit sagen?
Kurze Zeit spaeter war der Werwolf immer noch mit packen beschaeftigt.
Langsam wurde ich neugierig. Mein Herzschlag normalisierte sich langsam wieder. Ich drehte meinen Kopf zur Seite richtung Nachttisch und brauchte wenige Sekunden, um zu begreifen was ich da eigentlich sah und was mein Herz nun abermals zu trommelnden, doch diesmal ungleich heftigeren, Schlaegen veranlasste. Es war ein Arm! Genauer gesagt ein Arm mit einer sich daran befindlichen Hand. Jener Arm streckte sich, dreissig Zentimeter von meinem Gesicht entfernt, durch die Gitterstaebe meines Fensters und eines Vorhangspaltes hindurch und jene Hand furwerkte vorsichtig auf meinem Nachttisch herum. Mehr bekam ich von dem laotischen Werwolf zunaechst nicht zu Gesicht. Schreckerstarrt lag ich da und beobachtete dieses obskure Schauspiel, welches sich meinem, nach Antworten ringenden, Verstande darbot. Ich entschloss mich einen naeheren Blick auf das Untier zu erhaschen und erhob mich nun ans meinem Bett, um den Vorhang beiseite zu ziehen und aus dem Fenster zu schauen. Leider hinderte mich mein Moskitonezt jenes Vorhaben auszufuehren, doch ein Windhauch wehte den Stoff ein wenig zur Seite. In diesem Moment kreuzten sich unsere Blicke und die Bestie verschwand ad hoc heulend im naechtlichen Luang Prabang, mit meiner Bauchtasche in den Krallen. Ich ueberlegte kurz und war dann beruhigt. Denn was sollte ein laotischer Werwolf mit einer Bauchtasche anfangen, deren Inhalt aus nicht mehr als einem nicht funktionierenden Feuerzeug und einem gefaelschten internationalen Studentenausweis aus der Khao Sarn Road in Bangkok bestand? Sich in der Universitaet von Luang Prabang einschreiben und verzweifelt versuchen sich in einer Soziologievorlesung eine Zigarette anzuzuenden? Wer weis?
Zum guten Schluss stellte sich mir nur noch eine Frage: War es berechnende Methode dieses Gasthauses an jedem Fenster sichere Moskitogitter anzubringen, nur an jenem an meinem Nachttisch nicht?
2 Comments:
Sehr unterhaltsam !
Ja,
spannend. Gut, dass dein Bauchbeutel nicht dein Geld oder dein ungeborenes Kind enthielt. Wofür, in Allahs Namen, hast du einen gefälschten Studentenausweis? Und woher? Wer weiß?
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